20.10.2022 CosmeticBusiness

Vom Inhaltsstoff bis zur Verpackungsentsorgung

Welche regulatorischen Herausforderungen für die Kosmetik wichtig werden

Regulatorische Entwicklungen verfolgen und rechtzeitig umsetzen. Das sind die Vorgaben für Kosmetikunternehmen, um verkehrsfähige Produkte in den Markt zu bringen. So lautete das Fazit von Viviane Handler-Kunze, Beraterin und Kooperationspartnerin von Pfeiffer Consulting. Auf der CosmeticBusiness beleuchtete sie mit ihrem Vortrag „Quo vadis Kosmetik“, welche regulatorischen Herausforderungen für die Branche in den kommenden Jahren relevant sind und auf welchen Themengebieten sie diesen begegnen wird. Denn, das ist das zweite Fazit der Referentin, es gewinnen immer neue Rechtsbereiche auf kosmetische Mittel Einfluss.

Paradigmenwechsel in der Verantwortlichkeit

Das wichtigste Thema ist laut Handler-Kunze die Zulassung von Inhaltsstoffen. Grund ist ein Paradigmenwechsel in der Verantwortlichkeit für die Produktsicherheit. Mit der Ablösung der Kosmetikrichtlinie durch die Kosmetikverordnung ging diese Verantwortung auf den Hersteller über. War es zuvor Aufgabe von Behörden, eine Gefährdung durch einen Inhaltsstoff zu beweisen, sind es nun die Kosmetikunternehmen selbst, die die Sicherheit ihrer Produkte belegen müssen. Entscheidend ist dabei, eine ausreichende Datenlage bereitzustellen, auf deren Basis das Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS) eine Sicherheitsbewertung vornimmt und über ein Verbot oder eine Zulassung für den Markt entscheidet.

Zahlreiche Inhaltsstoffe befinden sich derzeit in einer solchen Bewertungsphase. Dazu gehören Nanomaterialien, möglicherweise hormonell wirkende Stoffe sowie CMR-Stoffe, die in Verdacht stehen, carcinogen (krebserzeugend), mutagen (erbgutverändernd) oder reproduktionstoxisch (fortpflanzungsgefährdend) zu sein. Für Kosmetikhersteller gilt es, die Entscheidungen über Verbot oder Zulassung zu verfolgen, wenn sie diese Stoffe in ihren Formulierungen verwenden.

Neue Rechtsbereiche gewinnen an Bedeutung

Mit den Inhaltsstoffen ist es regulatorisch nicht getan, wie Handler-Kunze betont. Weitere Themengebiete gewinnen an Bedeutung. Da ist zum Beispiel der European Green Deal der EU, im Zuge dessen Themen wie die ethische Beschaffung von Rohstoffen oder die Verwendung umweltverträglicher Inhaltsstoffe reguliert werden. Die Pflicht zur Entsorgungskennzeichnung bewertet Handler-Kunze als besonders herausfordernd. Das Problem sieht sie in den zahlreichen unterschiedlichen Vorgaben der EU-Länder, denen ein dort vertriebenes Produkt jeweils gerecht werden muss. Schließlich hat selbst das Lebensmittelrecht Einfluss auf Kosmetikprodukte. So wurde beispielsweise Titandioxid als nicht sicherer Zusatzstoff in der oralen Aufnahme eingestuft. Da dieser auch bei Lippenstiften Verwendung findet, ist in der Kosmetik ebenfalls mit einer Neubewertung durch das SCCS zu rechnen, so Handler-Kunze.

Weitsicht und Umsetzungsstärke sind gefragt

Alles in allem werden die regulatorischen Herausforderungen der Kosmetikindustrie nicht kleiner. Sie erfordern von den Unternehmen vor allem einen Blick über die Branchengrenzen hinweg sowie die Fähigkeit, zeitnah auf neue Anforderungen zu reagieren.

Der Vortrag ist für registrierte Nutzer in der Mediathek abrufbar unter https://www.cosmetic-business.com/programm/cosmeticbusiness/4785 .

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