„Nutzen wir, was da ist!“
Turn Trends Into Business: Zeitgeist prägt die Farb- und Materialtrends 2023
Niels Holger Wien ist mit seinen „CB Impulse“-Präsentationen schon zur festen Institution der CosmeticBusiness geworden. In einem Doppelvortrag stellt der Trendanalyst 2022 bereits zum dritten Mal die aktuellen Zeitgeist-Impulse vor und übersetzt sie in Farb- und Materialtrends des nächsten Jahres. Eindrucksvoll belegt er seine Erkenntnisse mit zahlreichen Eindrücken aus internationaler Kunst, Filmen und Büchern, die er über die letzten Monate gesammelt hat.
Nach Wiens Ansicht ist der aktuelle Zeitgeist vor allem geprägt vom zunehmend belastenden Einfluss des Menschen auf die Erde. Das spiegelt sich für ihn in Impulsen wie „Koexistenz“ und „Frugale Innovation“ wider. Der Mensch müsse neu lernen, dass er Teil des Ganzen ist und dass er in einer neuen Balance mit der Umwelt nicht mehr der Machtfaktor sein darf, der alles zerstört. Er müsse sich auf das Wesentliche beschränken, mit wenig Input mehr Innovationen schaffen, und dabei vor allem – mit Blick auf das Thema Recycling – nutzen, was da ist, so der Trendanalyst.
Natürlichkeit und Nachhaltigkeit prägen 2023
So sind auch seine daraus abgeleiteten vier Farbwelten stark geprägt von Natürlichkeit und Nachhaltigkeit. „Cohesive“ steht für „The Poetry of Organic Growth“. Die Farbwelt ist geprägt von mineralischen Farben und Gradierungen, die weich, leicht und warm sind. Strukturen und Muster leiten sich aus wachsenden Organismen ab, wie zum Beispiel Pilze oder Schwämme. Typische Farben sind „Grey Oyster Mushroom“ oder „Rosy White Marble“.
Die Welt „Long-Lived“ repräsentiert „The Beauty of Diverse Lifetimes“. Die hier vereinten Farbtöne beziehen den Alterungsprozess mit ein. Sie stehen für die Langlebigkeit von Dingen, die auch akzeptiert, dass Farben mit der Zeit nachlassen und dabei eine eigene Ästhetik des Recyclings erschaffen, so Wien. Daraus entstehen dann Farben wie „Dried Beetroot“, also „Getrocknete Rote Bete“, oder „Chicory Leaf Yellow“, also „Chicorée-Blatt-Gelb“, das jedoch bereits ins leicht Bräunliche geht.
Von Zwischenwelten und Auffallen-wollen
„Radiant“ soll „The Shine of Digital Real“ und damit einen weiteren Zeitgeist-Impuls abbilden. Auch wenn Wien eindringlich davor warnt, dass wir uns im Zuge des kommenden „Metaverse“ von Marc Zuckerberg nicht mit der digitalen Welt verschmelzen lassen sollten, hat der digitale Raum doch bereits einen wichtigen Einfluss auf Kultur und Mode. Das zeigt sich in leuchtenden Farben, die „aus Zwischenwelten und Fantasien kommen“, wie Wien es beschreibt. Werte wie „Deep Space Blue“ oder „Synthetic Turquoise“ bilden für ihn eine neue Eleganz und Coolness ab, die wir mit dem Künstlichen verbinden.
Die vierte Farbwelt nennt Niels Holger Wien „Interfere“. Sie stellt für ihn „The Patterns of Intense Togetherness“ dar. Darin geht es um das Auffallen durch Farben, das Auf-sich-aufmerksam-machen. Gleichzeitig werden diese leuchtenden Farben in neutrale Töne eingefasst, wodurch neue Harmonien entstehen. Beispiele für diese auffallenden Farbwerte sind „Radiant Green Mamba“ und „Activis Pink“.
Fortsetzung folgt
Da Niels Holger Wien also nicht nur auf das kommende Jahr, sondern auch auf die Zeit danach blickt, gab es für den Wiederholungs-Besucher das ein oder andere Déjà-Vu unter den großen Trend-Aussagen. Für den Trendanalysten ist das aber auch nur richtig: „Wir erfinden nicht jedes Jahr neu. Wir erzählen eine Geschichte weiter.“ So darf man gespannt sein, wie es im kommenden Jahr weitergeht.
Der Vortrag ist für registrierte Nutzer in der Mediathek abrufbar unter https://www.cosmetic-business.com/programm/cosmeticbusiness/4772.