Da geht noch einiges
Im Fachprogramm der CosmeticBusiness 2023 schilderten Verpackungshersteller, was sie in Sachen Nachhaltigkeit noch alles in petto haben
Nachhaltigkeit ist der Verpackungstrend schlechthin. Das haben die Vorträge von diesjährigen CosmeticBusiness Ausstellern im Rahmen des Fachprogramms der Messe einmal mehr unterstrichen. Egal, welche Art der Verpackung, welche Materialien oder für welche Kosmetikprodukte – die Verpackungshersteller machten in ihren Präsentationen deutlich, welche Potenziale hinsichtlich nachhaltiger Lösungen noch umsetzbar sind und wie sie dies für ihre Kunden und den Endverbraucher angehen. Hier die vier wichtigsten Erkenntnisse.
1. Wissen muss geteilt werden
Das wichtigste Thema für Papier- und Kartonhersteller Holmen Iggesund: Gemeinsames Lernen und das Teilen von Wissen, um zu verstehen, was alles mit den eigenen Materialien möglich ist. Cavit Onur zeigte das am Beispiel des aktuellen Unternehmensprojekts „Trific“. Es vereint vier Disziplinen: Rohstofflieferant Holmen Iggesund, Technologieunternehmen Yangi, Maschinenbauer Optima und Designagentur Future Lab & Partners. Ergebnis dieser Zusammenarbeit sind Verpackungen, bei denen Holzfasern wie Granulate zu Verpackungen trockengeformt werden. So entstehen neuartige Alternativen zu Kunststoffverpackungen, die kompostierbar sind. Große Marken wie Chanel sind bereits interessiert an der neuen Technologie, so Onur.
2. Bereits das bestehende Know-how kann neuen Ideen dienen
Veränderungen an einem bestehenden Produktportfolio gelten als herausfordernd. Der Edelmann Group gelang es dennoch, eine Blister-Reihe für Pflegeinstrumente von Zwilling durch ein ökologisches Kartonverpackungskonzept abzulösen. Helmut Sieber zeigte, dass die Konstruktion der neuen Verpackungen es möglich macht, mit wenigen Größenvarianten alle Produkte abzudecken. Sie ist einfacher zu öffnen als zuvor der Blister. Mit dem FSC-zertifizierten Karton, einer Veredelung durch Farbe statt durch Folie und einer vollständigen Recyclingfähigkeit ist so ein nachhaltiger Relaunch entstanden.
3. „Das wertvollste Material ist das, das nicht da ist“
Denn für August Wanninger von der Linhardt Group ist das Thema Materialeinsparung mit am wichtigsten, wenn es um nachhaltige Verpackungs-, in seinem Fall: Tubenentwicklung geht. So sind von einst 0,5 mm Wandstärke nur mehr 0,3 mm übrig und heute Standard. Der nächste Schritt hin zu 0,27 mm ist laut Wanninger bereits eingeläutet. Ebenfalls Ergebnis von Materialeinsparungen ist die patentierte Linhardt-Entwicklung „Top Tube“. Bei ihr ist ein Fliptopverschluss direkt an der Tubenschulter ringförmig befestigt. Zweites wichtiges Entwicklungsthema ist die Recyclingfähigkeit. So wird laut Wanninger unter anderem an Lösungen mit hohem PCR-Anteil oder Monomaterial gearbeitet. „Reduce, Replace, Recycle“ lautet dabei das Leitmotto, das die Gruppe auch in Form eines Sustainability Guides ihren Kunden an die Hand gibt.
4. Wir sollten in geschlossenen Kreisläufen denken
Das gilt letztlich für jeden Beteiligten der Prozesskette, auch für den Zulieferer von Farben. Masterbatch-Hersteller Lifocolor bietet dafür seine sogenannten Ewigkeitsfarben, deren Konzept Jessica Knoch und Andrea Hanke vorstellten. Zwar ist es natürlich mechanisch nicht möglich, Farben „auf ewig“ im Kreislauf zu erhalten, jedoch überdauern diese temperaturstabilen Masterbatches laut Hersteller mehr als zehn Extrusionsdurchläufe. Es sind jeweils Ewigkeitsfarben für konventionelle, bio-basierte, biologisch abbaubare sowie bio-basierte und biologisch abbaubare Kunststoffe erhältlich. In der neuesten Variante bietet das Unternehmen auch biologisch abbaubare Masterbatches an, die zu 100 Prozent natürlichen und veganen Ursprungs sind.
Die Vorträge sind in der Mediathek abrufbar .